Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.
Bei der Umsetzung des Paragrafen sind in der Bundesrepublik Deutschland die öffentlichen Einrichtungen die treibende Kraft. Die Ergebnisse sehen wir in unserem Alltag. Amtsgebäude, Schulen, Schwimmbäder und Bahnhöfe sind mit Rampen und Aufzügen ausgestattet, so dass Rollstuhlfahrern der Zugang erleichtert wird. Unsere Ampeln geben inzwischen neben optischen auch akustische Signale, damit sehbehinderte Menschen sicher die Straße überqueren können. In Nahverkehrszügen weist eine Stimme darauf hin, auf welcher Seite des Zuges sich im nächsten Bahnhof der Bahnsteig befindet. Die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender ermöglichen hörbehinderten Menschen den Zugang zum Programm, indem sie einen Untertitel auf Videotexttafel 150 bereitstellen. Die Prüfungsbögen für den Führerschein stehen in verschiedenen Fremdsprachen zur Verfügung.
Aus den Beispielen wird deutlich, wie der Begriff ,,Barrierefreiheit`` zu deuten ist: Barrierefreiheit heißt, dass der Zugang zur Infrastruktur allen Menschen gleichermaßen möglich ist. Unser Augenmerk gilt dabei nicht nur Menschen mit Behinderung, sondern ebenso Menschen, die die deutsche Sprache nicht oder nur wenig beherrschen, Müttern, die mit dem Kinderwagen unterwegs sind sowie allen anderen Menschen, deren Möglichkeiten, sich durch ihren Alltag zu bewegen, in irgendeiner Form eingeschränkt sind.
Was dem einen den Zugang erst ermöglicht, dient dem anderen als Zugangserleichterung. Wenn wir auf dem Mobiltelefon eine SMS tippen, während wir an der Ampel warten, nutzen wir das akustische Signal zur Orientierung. Rampen an Bahnhöfen erleichtern es uns, das Fahrrad mitzunehmen. Zusammengefasst ist Barrierefreiheit nichts anderes als auf die Spitze getriebene ,,Usability`` (Benutzbarkeit).
Was bedeutet das nun für das Web?
Sven Lauritzen 2005-06-30